Gestern fand die Abschiedsfeier für Rasema Cibic, die am 8. April nach schwerer Krankheit viel zu früh von uns gegangen ist, auf dem Studiogelände der Interaudio Tonstudio GmbH statt. Zahlreiche Gäste, Familienangehörige, Mitarbeiter und Freunde waren gekommen, um gemeinsam das von Rasema selbst gewünschte „fröhliche“ Fest zu ihren Ehren zu begehen.
Mit der Erlaubnis von Marianne Groß und Tobias Meister veröffentlichen wir hier ihre jeweiligen Reden.
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Marianne Groß:
Zum 26. April 2015
Für Rasema
Lieber Karl, liebe alle anderen traurigen Menschen hier,
Rasema hatte sich eine fröhliche Feier zu ihrem Ende gewünscht, und sie hat gemeint,
ich möge bitte etwas sagen, wenn es soweit ist.
Da stehe ich hier, weiß nicht, wie fröhlich und traurig zusammengehen sollen.
Vor 10 Jahren zum 10 jährigen Bestehen von RC , da war es einfacher, aber,
Du, liebe Rasema, hast es Dir gewünscht und ich versuche es nun.
CIBIC – das könnte man auch anders aussprechen, KIEBITZ.
Der Kiebitz ist ein Vogel aus der Familie der Regenpfeifer, das passt doch,
trotz Regen pfeifen, das ist wie trotz Trauer fröhlich sein.
Der Kiebitz ist für spektakuläre Balzflüge bekannt, Rasema hat es immer Baggern
genannt, wenn sie wieder Filme herbeizauberte, die wir dann synchronisieren
durften, sie hat das hervorragend beherrscht, das Baggern.
Und Kiebitze kommen an küstennahen Orten und Flächen vor.
Kiel ist auch ein küstennaher Ort und da diese Vögel monogam sind, ist auch sie mit
einem Mann aus Kiel ein Leben lang zusammen gewesen.
Wenn man CIBIC so ausspricht wie es sich gehört, kann man es aber auch zwitschern, es
hört sich nach einem Vogelruf an.
Das Leben von Rasema hat nicht lange gedauert, es war viel zu kurz, aber das Leben von
Rasema war so wie ihr Sterben war, beides war richtig intensiv.
Sie hat sich im Grunde ihr Leben als Vorbild für ihr Sterben genommen.
Sehr stark, sehr entschlossen, sehr unsentimental. Sie hat es mit Karls Hilfe in die Hand
genommen, sie war länger als nötig im Krankenhaus, nur ambulant, sie hat den Ärzten
erklärt, sie müsse immer zu Hause sein, bei Karl, denn Karl sei ihr Leben, das hat sie
ruhig erklärt und alle haben sich danach gerichtet. Sie hat alles zu Hause
durchgestanden, hat alles so erledigt, wie sie es gern hatte, hat nicht mit der Wahrheit
gehadert, hat gekämpft, wenn es nötig war und losgelassen, wo sie es für richtig hielt.
Doch, so hat sie es immer gehalten, wir alle wissen das, für ihre Gradlinigkeit habe ich
sie immer bewundert.
Eine Frau, die aus einer großen Familie stammt, weiß was es heißt, Verantwortung zu
tragen. Als sie erfahren hat, dass sie sehr, sehr krank ist, hat sie wieder Verantwortung
übernommen, hat alles geregelt, beruflich und privat.
Hat immer gesagt: Ich frage nicht, warum ich? Das bringt sowieso nichts.
Eine Frau mit wilden schwarzen Locken ist nach einem zum Teil wilden Leben
einfach weggeschlafen.
Länger noch krank sein, das hätte nicht zu ihr gepasst, das wusste sie.
Und wenn man bedenkt, dass sie seit 1954 Mitglied beim VfB Stuttgart war, dann kann
man verstehen, dass sie sich davongemacht hat, das wollte sie nun wirklich nicht
miterleben, dass die in die 2. Liga absteigen, das nun wirklich nicht.
Ihren Werdegang kennen wir alle, die Jahre, in denen sie RC Productions geleitet hat,
es waren 13, waren meine schönsten, erfülltesten Berufsjahre, nie vorher, nie nachher
habe ich soviel Freundschaft, Kollegialität, Offenheit und Liebe erfahren.
Dass in diesen Jahren auch gearbeitet wurde, das hat man irgendwie kaum bemerkt,
das ist aber so, wenn Arbeit Freude macht.
Später haben das die Menschen hier bei Interaudio auch gespürt, als es hier
an immer anderen Stellen immer ein bisschen mehr rote Farbe gab, als es an den
Wänden bunter wurde, da haben alle gemerkt, wie hell das Leben innerhalb des Berufs
sein kann.
Als sie selbst ihre Krankheit bekannt gegeben hat war es plötzlich nicht mehr so hell,
im Gegenteil, da wurde es dunkel.
Ich war zufällig – nein, es gibt keine Zufälle – an diesem Tag hier, es war, als sei die Zeit
stehengeblieben.
Damals, zum 10. Firmenjubiläum, hab ich gesagt, dass dauernd viele Kinder um
Rasema und Karl seien, damit hatte ich uns alle gemeint, denn wir fühlten uns immer
beschützt und angenommen bei und von den Beiden. Gut, die Kinder sind inzwischen
erwachsen, mehr als erwachsen, und doch: Es stellt sich ein furchtbares Gefühl des
Verlassenseins ein. Mit wem können wir so lachen wie mit ihr, so fleißig sein, so
ehrgeizig, so erfolgreich, mit wem so weinen wie mit ihr und vor Allem: so genießen
wie mit ihr!
Schließlich stammt von ihr die Weisheit:
Champagner nie nippen, immer in großen Schlucken trinken, das hat Marina Kreuzer
mir erst neulich wieder erzählt.
Die schönen Reisen zu den guten Restaurants bis hin nach Lyon mit ihrem Karl und
früher dazu mit Freund Walter, sie hatten eben mit Genießen zu tun.
Die Tatsache, dass früher kein Schauspieler ohne Kekse am Pult zu stehen brauchte
und am letzten Aufnahmetag reichlich mit den großen Schlucken versorgt wurde, das
wird ewig mit Rasema in Verbindung gebracht werden.
Die Buddhisten sagen:
Jeder stirbt, aber keiner ist tot.
Das soll nach Trost klingen, es ist aber auch die Wahrheit, wir wissen genau,
dass Rasema nur gestorben ist, sie ist doch nicht weg, sie ist nicht verschwunden, sie ist
da, sie wird immer da sein, wir müssen nur ganz woanders nach ihr suchen als bisher,
jeder von uns wird sie an einer anderen Stelle finden, an der, die er für sie bei sich
aufbewahrt – ob das nun im Kopf ist oder im Herzen.
Wenn man ganz still wird und an sie denkt, kann man sie hören und spüren, wenn man
ganz achtsam ist sogar sehen. Denn ein Mensch wie Rasema bleibt.
Weil sie so viel gesagt und getan hat, was wir nie vergessen können und weil sie uns so
viel gegeben hat, was wir nie vergessen werden.
Für mich ist es ein lachendes Gesicht, eine fröhliche Stimme und eine feste Umarmung.
Und ihre Bescheidenheit, die werde ich auch nie vergessen, andere mussten immer das
Allerneueste haben, Klamotten, Schmuck, was weiß ich, Schuhe.
Als Rasemas kleiner Bruder noch lebte hat sie nur Schuhe angehabt, die er gemacht
hatte. Und als Karl ihr mal eine richtig teure Uhr kaufen wollte hat sie ohne Brille die
Zahlen nicht lesen können und da wollte sie sie auch nicht haben.
Wenn es stimmt, dass man nach dem Tod noch einen Weg zu gehen hat, dann geht
Rasema ihn garantiert in Schuhen, die ihr Bruder gemacht hat.
Und damit ihr Weg – wohin auch immer – sicher ist, wird sie vorsichtshalber neben
diesem Bruder begraben sein, denn er ist schon vor vielen Jahren gestorben.
Lieber Karl, es gibt keinen Trost in Deinem Kummer, ich wenigstens weiß keinen.
Aber, dass hier heute so viele Menschen sind, die Deine Rasema so sehr geschätzt,
geachtet und geliebt haben, das soll Dir sagen, dass Du nicht allein unglücklich bist.
Du bist nicht der Einzige, dem sie unendlich fehlen wird, auch wenn Du der bist,
der es tagtäglich und überall ganz nah spüren wird, Du sollst aber wissen, dass wir
immer da sind, wenn Du über sie sprechen willst.
Dann kannst Du erzählen, wie schön Eure Weltreise war, wie schön Eure Fußball
Abende vorm Fernseher, Euer Kochen, Euer Essen, Euer Trinken, Euer Rauchen – wie
wundervoll Dein Leben mit Rasema gewesen ist. Mit dem rot gefiederten Kiebitz, mit
dem einzigen Kiebitz, der rote Federn hat, denn sie war ein Vogel, der aus der Art
geschlagen war, was das betrifft.
Ich glaube, es ist nun an der Zeit, mit den großen Schlucken zu beginnen und nach oben
zu schauen. Die Sache mit dem Himmel ist die einzige, die im Moment helfen kann.
Wir schauen nach oben, es ruft vielleicht : Tschbitsch Tschibitsch..
Wir müssen nur genau hinhören, immer mal wieder, heute, morgen, immer….
Mach’s gut, wunderbare Rasema.
Wir danken Dir dafür, dass es Dich gegeben hat und ich für mein Teil bin stolz, Dich
gekannt zu haben.
Marianne Groß
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Tobias Meister:
Liebe ist das Thema ihres Lebens.
Und Aufrichtigkeit.
Vor ihrer Geburt: war sie auch schon ganz lange weg,
bzw: erstmal eben noch gar nicht da.
Und dann: war – sie da!!!
Wow
Was für ein wunderschöner Mensch
Knapp nur 66 Jahre….. War sie..
—-Freundin, —- Gönnerin, …. Liebe
Und nun, sind wir hier alle zusammen,
weil sie jetzt schon wieder weg ist.
Wir fassen es nicht. Sie ist SCHON – nicht mehr da..
Wir können sie nicht mehr umarmen, mit ihr sprechen,
mit ihr lachen, Einfach mit ihr sein !!!!
Wenn das Leben eine Bühne ist
Dann ist das jetzt schon: die Vorstellung, die Premiere,
und nicht die Generalprobe.
Wir denken immer: da kommt noch was!!
Aber das hier – IST es schon.
Ich glaube sie hat das auch gewusst
Sie hat ihr Leben geliebt und es glücklich gelebt.
Mit allem Drum und Dran.
Ich war Anfang-Mitte 20 — als ich Rasema kennen lernen durfte.
Als Aufnahmeleiterin bei der BSG..
Wow.
Was für eine starke, schöne, gute, coole Frau
cool/ damals ….gab’s den Begriff cool noch nicht
es hieß: Hammer oder Wahnsinn
Wir alle sind ihr in unserem Leben begegnet,
und plötzlich macht es zzzzt, zischhhhh
……… Und das war’s schon.
Nach wahnsinnig kurzer Zeit.
Was hatten wir alle noch vor, mit ihr zu erleben?
Ich bin komplett geschockt.
Das geht uns allen so. Wir sind hier —-alle zusammen –geschockt.
Einen so wunderbaren Menschen gehen lassen zu müssen,
fällt uns sehr schwer.
Unser lieber Karl hatte Glück und durfte sie länger erleben.
Und —- wir alle sind hier – weil jeder von uns , ihr so unendlich dankbar ist,
für die Liebe –die wir von ihr persönlich erfahren haben,
ihren Respekt, ihren Charme, ihren Humor,
ihre mitfühlende Warmherzigkeit, ihre Ehrlichkeit, Korrektheit,
ihr: ‚Ich leg dir noch was drauf, ich hatte mehr kalkuliert.‘
Hat sie zu mir gesagt. Und mich gebeten meine fertige Rechnung noch mal um 1000 DM mehr zu schreiben.
Unfassbar. Einzigartig.
Legendär.
Die Fußstapfen sind unermesslich riesig.
Ihre Widmung
und Liebe
und Unterstützung:
Kaffee, Tee, Getränke,
Sandwiches! bei abend Drehs oder an Wochenenden…..
Ihre Widmung
Ihre Liebe ist einzigartig
für diese seltsame Form künstlerischer Arbeit,
der wir hier alle nachgehen.
Das gibt es so nicht mehr. Leider.
Sie hat Liebe und Respekt——- gelebt.!
Sie war dankbar und in Liebe!!!
Ihr lieben Kollegen und Freunde,
bitte nehmt euch ein Beispiel
an Rasemas Menschlichkeit.
Und ihrer Aufrichtigkeit.
Das ist ihr Vermächtnis.
Sie wird sich freuen, wenn wir sie nicht vergessen.
Sondern in unserem Herzen immer dabei haben.
Und an sie denken. Und versuchen, – in ihrem Sinne zu handeln!
Sie war dankbar und glücklich: zu sein, zu lieben, zu erleben,
zu geben .
Sie war ein aufrechter, liebender, gerechter, toller Mensch.
Sie hat als Fürsprecherin für gute Bedingungen in unserem Metier gekämpft,
mit dem liebenden, sorgenden,
starken Herz einer Löwen Mutter!
Für korrekte Bezahlung für alle, die sie unter ihren Fittichen hatte.
Und sie hat uns bereits vor Jahren, bei einer ivs Sitzung,
lange bevor es die Gilde gab, dazu ermuntert, eine solidarische Gemeinschaft von allen, künstlerisch Schaffenenden zu bilden,
um ein starkes Wort und Gewicht bei den Verleih-Konzernen
zu haben.
Ihre grosse Unterstützung ist auch legendär.
Wir vergessen das nie.
Es ist schön und ein großes Glück, einem solchen Menschen,
unserer wundervollen Rasema, begegnen zu dürfen, ein Geschenk.
Und darum freuen wir uns.
Und sind zugleich traurig weil wir sie so sehr vermissen.
Wir sind froh und dankbar und haben sie immer lieb.
Und Rasema freut sich darüber und ist dankbar und glücklich, dass wir alle: sie so lieb haben.
Als ich sie zuletzt getroffen habe, hat sie sich genau diese Feier hier gewünscht und geplant …und vor-disponiert. –
Wir hatten gehofft, dass es erst ein wenig später sein würde, aber nun: ist für sie alles gut.
Sie ist in ganz großer Stärke und Würde gegangen.
Auch das ist ein Glück und schön das wir das wissen.
Sie hat sich sehr sehr gefreut sich bewusst
verabschieden zu können.
Rasema ist Liebe